Teil 3: zurück durchs Landesinnere
Tag 19: Ein Abstecher nach Norden bis Lugo
Wir fahren erst einmal nach Norden für einen Besuch in Lugo, wo wir die Stadt auf der noch vorhandenen Stadtmauer fast umrunden. Danach fahren wir nach Toral de los Vados und bringen uns so für das Highlight des nächsten Tages in Stellung.
Lugo
Tag 20: römischer Bergbau und über Ponferrada weiter nach Astorga
Südlich von Carucedo haben die Römer mit dem Abbau von goldhaltigem Gestein die Landschaft geprägt. In Ponferrada gibt es eine imposante Festung, aber auch die Staft selbst lädt zum Spaziergang ein. In Astorga sind vor allem die Kathedrale und der Palast von Gaudi die Anziehungspunkte. Wir übernachten auf dem Parkplatz der Stierkampfarena.
Las Medulas
Südlich von Carucedo gibt es Gestein mit einem relativ hohen Goldgehalt. Dies haben die Römer abgebaut, indem sie über ein ausgeglügeltes System Wasser herbeigeleitet und das Gestein damit gesprengt und zum Abrutschen gebracht haben. Zurückgeblieben ist eine Landschaft mit Spitzen aus rotem Sandstein. Wir fahren zuerst zum östlichen Aussichtspunkt Mirador de Orellan und sind aus zwei Gründen froh, relativ früh da zu sein. Zum einen ist die Zufahrtsstraße nicht überall auf Gegenverkehr ausgelegt und zum anderen bringt die noch tiefstehende Sonne im Rücken die Felsnadeln so richtig zum Leuchten. Die meisten Besucher starten wohl von Las Medulas aus eine geführte Besichtigung des Geländes. Der Ort ist daher touristisch geprägt. Als wir gegen 11:00 Uhr eintreffen, hält sich der Rummel gerade noch in Grenzen. Bei unserer Abfahrt kurz vor 12:00 Uhr ist dann auch der letze (ir)reguläre Parkplatz belegt.
Mirador de Orellan
Las Medulas
Ponferrada
Schon bei der Anfahrt fällt die mächstige Festungsanlage auf. Leider beginnt die Mittagspause gerade, als ich vor dem Tor stehe. Aber auch von Außen ist die Anlage interessant und auch die Stadt besticht nicht nur durch die vielen Menschen, die sich auf ein für unsere Verhältnisse spätes Mittagessen freuen.
Astorga
Astorga ist vor allem wegen seiner Kathedrale und wegen des Palazo Gaudi bekannt. Dabei sieht der „Palazo“ eher aus wie eine Kirche. Aber auch abseits der zwei Gebäude gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel Baureste aus aus römischer Zeit mit gut erhaltenen Mosaikfußböden.
Tag 21: über Leon westwärts bis Fromista
Die Landschaft, durch die wir fahren ist geprägt vom Ackerbau. Fast in allen Orten, insbesondere aber in den Städten, ist der Jakobsweg präsent und mancherorts haben die Pilger früher für richtigen Wohlstand gesorgt. Vielleicht ist das auch heute noch so? Carrion de los Condes ist so ein Beispiel. Der Ort hat heute nur noch 2.000 Einwohner, hatte aber im Mittelalter eine besondere Bedeutung und ist seinerzeit durch die Pilgerströme reich geworden. Hiervon zeugen mehrere Kirchen, ein Kloster und die Befestigung. Als wir am Nachmittag über den Fluss Carrion in den Ort gehen, stellen wir fest, dass unmittelbar hinter der Brücke eine Kirmes aufgebaut wurde, die aber noch eingepackt und nicht eröffnet wirkt. Gerade als wir anfangen wollen, das Geschirr vom Abendessen zu spülen, fällt dann aber doch der Startschuss und es macht sich eine entsprechende Lärmkulisse breit. Daher packen wir notdürftig zusammen und fahren noch nach Fromista. Hier gibt es zwar keinen Stellplatz, aber auf dem Parkplatz des Schwimmbades, der sich zusehends leert, stehen über Nacht nicht allein.
Leon
In Leon begeistern nicht nur die Sakralbauten und andere große Gebäude, sondern auch die breiten geschäftigen Straßen, die in von historischen Gebäuden gesäumt werden. Hinzu kommen schöne Plätze in den Nebenstraßen. Da darf auch das Augenzwinkern nicht fehlen, mit dem der aus dem Untergrund aufsteigende Bronzelöwe sicher zu sehen ist.
Carrion de los Condes
Tag 23: von klein bis ganz groß; über Formista nach Burgos
Formista ist ein kleines Örtchen mit 770 Einwohnern. Wir sehen uns die Kirche San Martin an, die im Morgenlicht golden glänzt, decken uns mit Brötchen ein und spazieren zu den ehemaligen Schleusen des Canal de Castilla. Danach fahren wir weiter nach Burgos, dem wir diesen Nachmittag widmen. Burgos hat mich von allen Städten, die wir besucht haben, am stärksten beeindruckt.
Formista
Auch in Formista gibt es drei Kirchen (für 770 Einwohner). Woher das kommt, ist jetzt wahrscheinlich allen klar, denn wir folgen ja immer noch dem Haupt-Ableger des Jakobs Wegs, der durchs Landesinnere führt. Bei der ehemaligen Schleuse handelt es sich um eine regelrechte Treppe mit vier Kammern. Da keine Tore mehr vorhanden sind, fließt das Wasser ungehindert über die Stufen nach unten.
Burgos
Schon bei der Anfahrt fällt uns auf, dass in Burgos alles etwas großzügiger ausgelegt ist. Die Straßen, durch die wir fahren, sind im Vergleich zu anderen Städten sehr breit und mesit als Allee gestaltet. Auch die historischen Straßen im Stadtkern sind breiter als gewöhnlich. Hinzu kommt eine großzügige Parkanlage entlang des Rio Arlanzon. Echt atemberaubend ist dann aber der Blick, der sich bietet, wenn man über die Puente Santa Maria durch das aufwändig gestaltete Stadttor tritt und die hellen Steine der riesigen Kathedral in der Sonne leuchten. Bei dem „Wow-Effekt“, der sich heute noch ausbreitet, muss dies die Pilger in historischer Zeit glatt umgehauen haben. Obwohl es sonnig und heiß ist, steigen wir hinter der Kathedrale zu den Ruinen des Castellos hinauf. Auch wenn die Mauern des Kastells interessant sind, entschädigt vor allem die Aussicht auf Stadt und Umland für die schweißtreibende Aktion.
Tag 24: Pilgerweg und Weinanbaugebiet
Auch an diesem Sonntag behalten wir das Kontrastprogramm der Einwohnerzahlen bei. Unser erstes Ziel ist Santo Domingo de la Calzada mit etwas über 6.000 Einwohnern. (Die Anmerkungen zum Pilgerweg kann ich mir wohl langsam sparen 🙂
Danach geht es durch eine wunderschöne Landschaft mit Bergen und Weinfeldern bis in die Hauptstadt des Rioja nach Logrono. Wie üblich ist die Stadt am Sonntag relativ leer. Grundsätzlich wäre es auch möglich gewesen, auf dem Parkplatz auf dem wir stehen zu übernachten. Wir entschließen uns aber dennoch, ein paar Kilometer nach Norden nach Oyon-Oion auf einen ausgewiesenen Stellplatz zu fahren.
Santo Domingo de la Calzada
Schlendert man durch die Straßen von Santo Domingo de la Calzada wird schnell klar, dass hier einmal sehr viele wohlhabende Bürger Tür an Tür gewohnt haben, denn es reiht sich ein Palazo mit aufwendig gestalteter Fassade an den anderen. Allerdings verdeutlicht der heutige Zustand der Gebäude auch, dass es gar nicht so einfach ist, die Gebäude zu erhalten. Zum Teil sind die Gebäude schön saniert, oft ist aber nur noch die Fassade erhalten und an der nagt deutlich sichtbar der Zahn der Zeit.
Rioja
Logrono
Wir spazieren durch die Parkanlagen am Ufer des Rio Ebro und durch die Altstadt der Provinzhauptstadt Logrono. Wie an diesem sommerlich warmen Sonntag Nachmittag nicht anders zu erwarten, ist das Schwimmbad voll und die Stadt eher leer.
Tag 25: Kleinstädte und Landschaft in Navarra
Nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“ meiden wir die Autobahn und genießen auf dem Weg nach Pamplona ganz viel Landschaft. Station machen wir in Estrella-Lizarra und Puente la Reina Gares.
Estrella-Lizarra
In Estrella-Lizarra ist er zurück – der Pilgerweg – mit all seinen wirtschaftlichen Auswirkungen. Das Städtchen hat einen Königspalast und eine bewegte Vergangenheit rund um Mythen, Erscheinungen und einer handfesten wirtschaftlichen Entwicklung, die allerdings schon Mitte des 14. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte.
Puente la Reina
In Puente la Reina kommen zwei Zeige des Jakobsweg zusammen und verlaufen gemeinsam über die Brücke. Errichtet wurde diese in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und ersprarte den Pilgern teure Flußüberquerungen oder weite Umwege. Natürlich sorgte dies auch für einen entsprechenden wirtschaftlichen Aufschwung.
Alto del Perdon
Südöstlich von Pamplona überqueren wir die Höhe des Perdon. Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick nach Süden. Bemerkenswert sind auch die Spuren eines Feuers, das die meisten Bäume am Hang zerstört, das Plateau aber wohl nicht erfasst hat. So stehen hier grüne Bäume wenige Meter neben verkohlten Resten.
Tag 26: Pamplona, die Burg des Heiligen Javier und ein Stausee mit Niedrigwasser
Typischerweise würde man von Pamplona aus nach Norden in Richtung der spanisch-französichen Grenze bei Irun fahren, um von dort an den Rückweg nach Deutschland anzutreten. Wir entschließen uns allerdings für den Weg durch die Pyrenäen. Und so fahren wir von Pamplona aus nach Osten, durch ein kaum besiedeltes Gebiet und übernachten noch einmal in Spanien in der Kleinstadt Jaca.
Pamplona
Die meisten Menschen assoziieren mit Pamplona wohl Stierkämpfe und den Stierlauf, bei dem es jedes Jahr wieder Verletzte gibt. Außerhalb der Veranstaltungszeit bekommt man davon aber nichts mit. Nur das große Monument an der Avenida Calros III el Noble erinnert daran. Ich habe Pamplona als die Stadt der Lieferfahrzeuge in Erinnerung. Diese Autos waren allgegenwärtig und es war kaum möglich, ein Bild ohne Handwerker- oder Lieferauto zu machen. Wahrscheinlich waren wir für spanische Verhältnisse einfach zu früh in der Stadt.
Castillo de Javier
Im Castillo de Javier wurde der Heilige Francisco von Javier, der Schutzheilige von Navarra und der katholischen Mission geboren. Der junge Mann ging als Sohn wohlhabender Eltern 1525 zum Studium nach Paris und startet dann 1541 zu einer Reise in den fernen Osten, von der er nicht mehr zurückkehrt. Dabei hat er anscheinend bleibenden Eindruck in Sachen Christianisierung hinterlassen. So kommt es, dass heute mitten im Nirgendwo eine voll restaurierte und zum Museum ausgebaute Burg steht, die wir am frühen Nachmittag besichtigen.
Yesa Talsperre
Auf unserem Weg nach Osten fahren wir zunächst ein ganzes Stück am Nordufer des Yesa Stausees entlang. Der See ist wohl schon eine ganze Weile nicht mehr voll befüllt und so entstehen im Randbereich biszarre Landschaften und es werden auch alte Beuwerke wieder frei. Der kleine Ort Esco am östlichen Ende des Sees wurde wohl aufgegeben und besteht heute nur noch aus Ruinen. Wir riskieren nur einen Blick aus der Ferne und setzen unseren Weg nach Jaca dann fort. Hier haben wir Glück, denn offensichtlich ist auf dem sehr gut besuchten Stellplatz gerade jemand aufgebrochen und wir können die freigewordene Lücke nutzen.
Tag 27: Jaca, Ainsa und die erste Etappe des Heimwegs
Da wir am Abend des Vortages gesehen haben, dass sehr viele Besucher aus dem höher gelegenen Jaca gekommen sind, entschließen wir uns, an diesem Morgen ebenfalls noch zu einem Stadtspaziergang. Am frühen Nachmittag machen wir noch Station in Ainsa. Von hier aus geht es strikt nach Norden über die Pyrenäen. Wir übernachten in St. Gaudens mit einem herrlichen Blick zurück auf das Gebirge.
Jaca
Jaca hat eine hübsche, überschaubare Altstadt und eine Zidadelle, die wir aber an diesem Tag aber nicht besichtigen. Die Altstadt ist festlich geschmückt, denn wie überall im Norden Spaniens werden die Sommermonate für Stadtfeste und Märkte genutzt.
Ainsa
Die Burg von Ainsa geht auf des 11. Jahrhundert zurück und diente vor allem der Verteidigung gegen die Mauren. Das besondere an Ainsa sind die vollständig aus Stein gebauten Häuser. Fachwerk ist hier nicht anzutreffen. Heute ist der Ort mit seinen herrlichen Ausblicken auf die Pyrenäen vor allem touristisch geprägt.
St. Gaudens
Der Stellplatz von St Gaudens ist etwas Besonderes. Es handelt sich um einen ehemaligen Campingplatz, der auf einem Plateau liegt. Ettliche Meter unterhalb verläuft die D817. Der Hang hinunter zur Straße ist als Tribüne ausgebaut, wahrscheinlich, weil hier die Tour de France regelmäßig vorbeikommt. Die Einfahrt ist mit einer elektronischen Schranke geregelt, die sich nach der Bezahlung mit einer Kreditkarte einfach öffnet. Die Ausfahrt war dann mit sehr viel Knobelei verbunden, da diese nur in Verbindung mit Nummern auf dem Beleg vom Vortag und einigen zusätzliche Angaben möglich war. Die Plätze sind durch Hecken abgetrennt und liegen größtenteils unter Bäumen. Wir hatten an diesem Abend sozusagen den Platz in der ersten Reihe mit einer freien Sicht auf die Pyrenäen über denen sich ein heftiges Gewitter entladen hat.
Tag 28 und 29: Rückreise
Wir fahren an Toulouse vorbei in Richtung Heimat. Wir übernachten noch in Le Malzieu-Ville ebenfalls auf einem ehemaligen Campingplatz und in Chalon sur Saone, wo wir auch auf unserer Frühjahrstour schon einmal waren.
Teil 1: Entlang der Nordküste bis Ferrol
Teil 2: Nach Süden bis Portugal und durchs Land bis Monforte de Lemos