Teil 2: auf nach Süden
Tag 7: wir ändern unseren Plan und fahren nach Süden
Nach dem wir den ersten wieder sehr engen und kurvenreichen Abschnitt hinter uns gebracht haben, machen wir in der Nähe von Braga halt und besuchen Bom Jesu do Monte. Wie der Name schon vermuten lässt, liegt die Kirche wieder auf einem Hügel und ist über einen entsprechenden Aufstieg zu erreichen. Im unteren Bereich handelt es sich um Serpentinen, in deren Kurven kleine Häuser stehen, in denen Kreuzwegstationen mit lebensgroßen Figuren dargestellt sind. Weiter oben folgt eine imposante Treppenanlage. Im Juni 2019 wurde an vielen Stellen gearbeitet und die Kirche war gänzlich geschlossen.
Die nächste Station – Guimarães – wird vom Mann an der Tankstelle als das schönste Dorf Portugals bezeichnet. Tatsächlich hat es einen besonderen Charme und lädt mit seinen Gassen, Brunnen und Plätzen zu einem größeren Rundgang ein.
Auch Amarante ist mit seiner Lage am Tâmega sehr hübsch. Allerdings reicht hier ein kurzer Spaziergang aus.
Die Nacht verbringen wir wieder in Peso da Régua, das, obwohl erst vor wenigen Tagen besucht, immer noch interessant ist.
Bom Jesus do Monte
Guimarães
Amarante
Peso da Régua
Tag 8: Über den höchsten Berg Portugals weiter in Richtung Südküste
Nach einer Stipvisite in Viseu, das, wahrscheinlich aufgrund der für portugiesische Verhältnisse noch recht frühen Stunde, fast ausgestorben wirkt, machen wir uns auf, den höchsten Berg Portugals zu überqueren. Hier sind wir mutig, denn der eine Wetterbericht sagt Regen und Wolken voraus, der andere aber wieder Sonnenschein. Auf dem Weg nach oben, werden uns die vielen angekohlten Baumstümpfe, die den Weg säumen, zum erstenmal so richtig bewusst. Diese stummen Zeugen vergangener Brandkatastrofen werden uns noch an sehr vielen Stellen begegnen.
Auf Höhe des Stausees Lagoa Comprida liegen dann die Wolken wie eine Wand vor uns. Ein wenig höher beginnt das Abenteuer richtig. Die Sicht wird schlechter und schlechter und bis zum Gipfel sinkt die Temperatur bei null Sicht auf unter 4 Grad. Die erhoffte Aussicht fällt ganz aus selbst die wenige Meter entfernte Sternwarte ist absolut nicht zu sehen. Beim „Abstieg“ wiederholt sich das Schauspiel dann in umgekehrter Richtung. Der Blick über das weitläufige in der Eiszeit geschliffene Tal ist bis Manteigas wieder frei.
Die Nacht verbringen wir auf dem kommunalen Campingplatz von Castelo Branco. Ein uriger Platz und schon für sich genommen ein Abenteuer.
stumme Zeugen
Wetterkapriolen
Tag 9: schöne Ortschaften auf dem Weg von Castelo Branco nach Évora
Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Castelo Branco. Die Altstadt mit ihren steilen Gassen und auch die Aussicht vom Castillo – der ehemaligen Burg – sind wirklich sehenswert, zumal es auch gut gelungen ist, Neues wie das Museu Cargaleiro zu integrieren. Das Highlight ist aber Jardim do Paço Episcopal, der Bischofsgarten. Die systematische Anlage mit vielen Figuren ist schön anzuschauen. Besonders interessant sind aber die Steinfiguren auf den Treppengeländern. Auf der einen Treppe handelt es sich um die Evangelisten, auf der anderen sind Figuren aller portugisischen Könige aufgestellt. Dies gilt auch für die spanischen Könige, die Portugal mitregiert haben. Allerdings hat der Künstler deutlich gemacht, dass diese Zeiten nicht unbedingt als positiv gesehen wurden. Die Figuren sind deutlich kleiner und immer zu Füßen eines „echten“ portugiesischen Königs aufgestellt.
Zur Mittagszeit erreichen wir dann Castelo de Vide. Auch dies ist eine malerische Ortschaft mit vielen schönen Ecken und einem herrlichen Rundumblick.
Die dritte Station an diesem Tag ist Marvão. Ein kleines Dorf, das aber vollständig von einer Festungsmauer umgeben ist. Imposant sind vor allem die Zugänge, da hier die gesamten Mauern der Toranlagen erhalten sind. Auch die eigentliche Festung lohnt einen Besuch. Die Größe, der Überblick über Dorf und Umgebung sowie einige Details wie zum Beispiel die Zisterne sind einen Besuch allemal wert.
Zum Abend hin machen wir uns auf den Weg zum Stellplatz in Évora, das am nächsten Tag auf dem Programm steht.
Castelo Branco und der Bischofsgarten
Castelo de Vide
Marvão
Tag 10: lang vergangen und jüngste Geschichte
In Évora sind Bauwerke wie der ausgedehnte und gut erhaltene Aqueduto da Água de Prata oder die Reste eines römischen Tempels erhalten, die Zeugen einer intensiven Besiedlung bereits zur Römerzeit sind.
Unser Interesse gilt aber zunächst einmal dem Museum rund um die Igreja de São Francisco mit der Capela dos Ossos, der Knochenkappelle. Hier haben die Franziskaner die Wände der Kapelle mit den Knochen aus den Gräbern des Friedhofs ausgekleidet. Das spezielle „Wanddesign“ sollte alle Besucher an die eigene Sterblichkeit erinnern, was trotz des heute musealen Charakter immer noch gut gelingt.
Für uns ebenfalls interessant war die Krippenausstellung im Museum. Durch die internationale Sammlung wird sehr deutlich, wie intensiv die Darstellungen der biblischen Erzählung von der jeweiligen Kultur geprägt wurde. Manche der Darstellungen wirken schon chomikhaft.
Évora
Capela dos Ossos
Krippen aus aller Welt
In unmittelbarer Umgebung von Évora wird deutlich, dass die Besiedlung der Region erheblich weiter als bis in die Römerzeit zurückreicht. Es gibt hier zum Beispiel einen Dolmen (Steingrab, Anta Grande do Zambujeiro) und eine Ansammlung systematisch aufgestellter Menhire (Cromeleque dos Almendres). Die Zufahrt zu diesen steineren Zeitzeugen ist sehr spannend. „Zwischen den Stallungen der Landwirtschaftschule hindurch fahren wir auf einen Feldweg“, so der Reiseführer. Die letzen Kilometer zu beiden Punkten sind sandigen Pisten, die aus mehr oder minder tiefen Schlaglöchern bestehen. Obwohl wir immer sehr vorsichtig und langsam fahren, öffnen wir nach dem Geschaukel und Gehoppel alle Schränke vorsichtig und in der Erwartung, dass uns irgendwas entgegenkommt.
Dolmem
Cromeleque dos Almendres
Nachdem wir uns wieder vorsichtig und langsam auf normal befahrbare Straßen zurückgeschaukelt haben, starten wir in Richtung des erst in diesem Jahrtausend aufgestauten Sees Albufeira de Alqueva. Im Jahr 2002 war die Staumauer fertiggestellt, der gewünschte Staupegel wurde allerdings erst 2011 erreicht. Wie stark die Landschaft hierdurch geändert wurde, wird einem vor allem beim Blick von oben bewusst. Das Dorf Luz wurde als Ersatz für eine untergegangene Siedlung auf dem Reißbrett entworfen. Da uns der Stellplatz nicht gefällt, fahren wir weiter bis Estrela, wo wir auf einer zum Wenden benutzten Fläche am Ende des Wegs ohne jeden Komfort, dafür aber direkt am See übernachten. Der abendliche Spaziergang durch den Ort bis auf die Spitze der Landzunge bringt jede Menge schöner Eindrücke bis hin zum Sonnenuntergang mit sich.
Estrela am Albufeira de Alqueva
Tag 11: bis kurz vor die Algarve
Bevor wir unseren Weg nach Süden fortsetzen, machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Staumauer des Albufeira de Alqueva.
Sehr gut in Erinnerung gebleiben ist der Besuch in São Domingos. Hier gab es bis Anfang der 60er-Jahre eine Eisenmine. Als die Förderung eingestellt wurde, hat man wohl nur die Gebäude leergeräumt und alles was übrig blieb sich selbst überlassen. Mittlerweile sind die Stolleneingänge zugemauert, der Säuresee ist gesichert und es gibt Wanderwege, um die Mina e Ruinas zu erkunden. Der Begriff „Säuresee“ ist durchaus ernst zu nehmen, nicht nur, dass auf den aufgestellten Schildern darauf hingewiesen wird, dass der PH-Wert im deutlich ungesunden Bereich liegt, auch der Geruch entspricht dem einer Stahlbeize.
Für Menschen mit Interesse an Fotografie dürfte es hier über Wochen und Monate Neues zu entdecken geben. Sicher wirkt der sichtbare Zerfall mit seinen vielen Motiven bei unterschiedlichem Licht oder auch bei Mondschein oder Nebel immer wieder neu.
Kurz nach São Domingos bietet sich dann entlang der Landstraße ein besonderes Bild. Auf nahezu jedem der Strommasten sitzt ein Storchenpaar und zieht Jungvögel auf.
In Mértola treffen wir auf die Zeugnisse des immer wiederkehrenden Streits um die maurische Besiedlung. Die Kirche war einmal Moschee und der Besuch der nahegelegenen Ausgrabung belegt, dass die Mauern eine planvolle und an die Wetterverhältnise angepasste Bauweise ihrer Häuser hatten. Auch die ganze Siedlung ist ähnlich wie bei den Römern mit sehr viel Sachverstand und im Hinblick auf eine ausgeglügelte Hygiene angelegt.
Übernachtet haben wir in der Nähe von Odeleite im Eingansbereich eines vielfach gelobten großen Stellplatzes. Der Platz selbst war zu diesem Zeitpunkt allerdings geschlossen. Aus welchen Gründen und wie lange war nicht herauszufinden.
Barragem do Alqueva
Mina e Ruinas de São Domingos
Storchenglück
Mértola
Übersicht: die Route
Teil 1: der Norden in Richtung Porto
Teil 2: auf nach Süden
Teil 3: Algarve
Teil 4: am Atlantik entlang nach Norden
Teil 5: der Rückweg: Spanien und baskische Küste