Teil 2: an der Stiefelsole entlang bis zur Straße von Messina

Tag 10: Lecce und ein Spaziergang entlang einer wunderschönen Küste

Von Brindisi aus geht es auf dem direkten Weg nach Lecce. Lecce, eine Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern, hat eine weit zurückreichende Geschichte und viele Gebäude aus der Barockzeit. Dass die Stadt sehenswert und bei Toruisten beliebt ist, mekrt man an den vielern Führungen und den Geschäften.

Von Lecce aus fahren wir an die Küste, die an dieser Stelle und an diesem Tag wunderschön ist. Wir nutzen den Nachmittag daher für einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Steilküste und übernachten bei einem schön angelegten Agritourismo.


Lecce

Lecce hat schon einen besonderen Charme. Das geht sowohl auf die Bebauung in antiker Zeit als auch auf die Gebäude der Barockzeit zurück. An diesem Vormittag sind bereits viele Führungen unterwegs. Dennoch wirkt die Stadt bei weitem nicht so hektisch, wie wir das aus anderen italienischen Orten kennen.


Küstenspaziergänge

An diesem Nachmittag zeigt sich die Adria von ihrer schönsten Seite. Wir halten an verscheidenen Stellen und unternehmen südlich von Torre dell‘ Orso einen längeren Spaziergang direkt an der Steilküste entlang.



Agritourismo

Wir übernachten bei einem sogenannten Agritoursimo. Dabei handelt es sich um landwirtschaftliche Betriebe, die zusätzlich Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Meist sind dies einfache Fereinwohnungen und Stellplätze für Wohnmobile. In diesem Fall handelte es sich schon fast um einen Campingplatz. Die Sonne stand abends so schön auf den Blüten der nebenan liegenden Wiese, dass ich nicht anders konnte und mal wieder „Blümchen“ fotografiert habe.


Tag 11: Bis zur Spitze des Absatzes

Wir starten mit einem Besuch in Otranto. Die Altstadt ist klar von der Neustadt getrennt und heute eindeutig vom Toursimus geprägt. Es gibt ein paar Besonderheiten, wie der Mosaikfußboden der Kirche oder eine kleine Kirche, bei der man erst einmal den nicht zugemauerten Eingang suchen muss sowie schöne Blicke über Meer und Hafen.

Unser Weg nach Santa Maria de Leuca dem südlichsten Punkt des Stiefelabsatzes führt uns an der Küste entlang durch eine von Feldern und alten Türmen geprägte Landschaft. Die Küste bietet herrliche Buchten aber auch schroffe, von bizarren Steinformationen geprägte Abschnitte. In Santa Maria de Leuca besichtigen wir das Santuario di Santa Maria de Finibus Terrae und steigen entlang der Cascata Monumentale zum Hafen hinab. Bei der Cascata Monumentale handelt es sich um einen künstlich angelegten Wasserfall mit vielen Stufen, der aber die meiste Zeit des Jahres trocken ist.


Otranto


Porto Badisco


Porto Miggiano


Santa Maria di Leuca


Tag12: fast immer an der Küste entlang

Ein bisschen enttäuscht sind wir schon, dass es uns am Vortag nicht gelunden ist, am Santuario bis auf den südlichsten Punkt vorzudringen. Daher ist unser erster Halt an diesem Tag auch nicht weit weg. Direkt hinter Santa Maria di Leuca halten wir am Punta Ristola di Leuca. Hier ist es möglich auf der Anhöhe zum Ort zurückzublicken und man kann auch die Küstenlinie, der wir nun folgen werden, ein Stück weit überblicken.

Soweit möglich, fahren wir direkt an der Küste entlang, werden aber des öfteren durch Straßensperrungen ins Landesinnere umgeleitet und müssen in den Küstenorten teils abenteuerlichen Straßenführungen folgen, die wohl im Wesentlichen dazu dienen, durch Einbahnstraßenergelungen den Weg in Strandnähe auch dann befahrbar zu halten, wenn alle Sommerurlauber da sind und ihre Auto wie in Italien üblich abstellen. Wir halten an verschiedenen Stellen, die interessant aussehen und statten am Nachmittag noch Gallipoli einen Besuch ab. An diesem Abend übernachten wir an einer kleinen Bucht in der Nähe von Torre Castiglione direkt am Strand.


Punto Ristola Leuca


Posto Rosso

Torre Suda


Gallipoli

Die Altstadt von Gallipoli liegt auf einer kleinen Insel, die von Häfen umgeben ist. Sie ist nicht ganz so touristisch geprägt, wie wir das hier im Süden Italiens schon gesehen haben.


Stellplatz mit Aussicht


Tag 13: Entlang der Küste bis Taranto und dann nach Matera

Der Versuch an der Küste entlang nach Taranto zu fahren ist icht immer von Erfolg gekrönt, vielmehr verdichten sich die Erfahrungen des Vortags hinsichtlich der Verkehrsführung und der Straßensperrungen.

Nach dem Besuch in Taranto folgen wir der Küste noch ein Stück, um dann ins Landesinnere mit dem Ziel Matera abzubiegen. Wir übernachten auf einem überdachten Parkplatz, der speziell für Wohnmobile freigegeben ist. Das scheint aber so selten und seltsam zu sein, dass selbst eine eindeutige Beschilderung und Markierung die PKW nicht davon abhalten kann, auch hier zu parken.


Taranto

In Taranto liegen Prunkt und Zerfall sowie Tourismus und Industrie ganz dicht zusammen. So hinterließ die Altstadtinsel auf mich einen sehr gemischten Eindruck. Ein Grund ist sicher, dass der gesamte Verkehr, der den Ort nicht großräumig umfährt, über die historische Drehbrücke muss und danach in einer Richtung im Süden und in der anderen Richtung im Norden entlang der ganzen Insel fließt und diese damit umschließt. Ein anderer ist, dass es in den Gassen der Altstand ganze Bereiche gibt, in denen Häuser stehen, die eigetnlich nur noch aus Fassaden und Stützen bestehen und man sich unwillkürlich fragt, ob diese noch stehen bleiben, bis man vorbeigegangen ist. Dann gibt es aber wieder einen prunktvollen Dom, dessen Marmorverkleidung sicher ihers gleichen sucht.


Matera

Das Besondere an Matera ist die Altstadt. Bei den Sassi di Matera handelt es sich um Felsenwohnungen, die in einen steil abfallenden Abhang gebaut wurden. Die meisten Häuser im Umfeld wurden erst nach dem zweiten Weltkrieg gebaut. Kommt man vom Bahnhof her in die Stadt, fragt man sich fortwährend „Wo ist eigentlich die Altstadt“. Erst wenn man die Kannte zur Schlucht erreicht, wird die ganze Stadt sichtbar. Sie glänzt an diesem Abend im Sonneschein. Auch wenn die Sassi seit 1993 zum Weltkulturerbe zählen, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier katastrophale hygienische Zustände geherrscht haben. In den Einraumwohnungen, die meist nur duch die Tür Licht und Luft hatten, lebte die ganze Familie mit Vieh zudem grassierte eigentlich immer die Malaria. Noch 1948 lebten in den 3.300 Behausungen 15.000 Personen. In den 50er und 60er Jahren wurde das Wohnen in den Sassi verboten und die Menschen zwangsweise umgesiedelt. Heute gibt es Museen, Restaurants, Veranstaltungsräume und Ferienwohnungen und Alles wirkt gepflegt und interessant.

An diesem Abend werfen wir nur einen Blick über die Sassi, besuchen aber noch die alte Zisterne, die heute begehbar ist und alleine schon aufgrund ihrer Ausmaße beeindruckt.


Tag 14: Sassi di Matera, die Ruinen von Craco und wieder zurück ans Meer

An diesem Vormittag gehen wir wirklich in die Sassi von Matera. Wir steigen bis auf den Grund hinab, wählen ein paar mal Wege, die aprupt enden, kommen aber dann doch wieder oben in Matera an.

Am Nachmittag fahren wir weiter bis nach Craco. Craco würde man Neudeutsch zu den sogenannten „Lost Places“ zählen. Craco war schon in der Antike besiedelt und hat eine wechselvolle Geschichte. Geprägt war es Anfangs des 20. Jahrhunderts ähnlich wie Matera vor allem von Armut und Auswanderung. Vor allem in den 60er Jahren kam es durch einige Erdrutsche, die wahrscheinlich durch Arbeiten an der Kanalistation verursacht wurden, zu Zerstörungen in der Altstadt. Nach einem Erdbeben wurde die Altstadt im Jahr 1980 aufgegeben. Heute kann man Craco nur noch mit Führung und mit Schutzausrüstung betreten. Wir sind draußen gebleiben. Trotzdem ist einer der wenigen vierfüßigen Bewohner der Altstadt mit auf ein Bild geraten.


Sassi die Matera


Craco


Tag 15: Küste, Kloster und abenteuerliche Straßen

Vormittags bummeln wir noch an der Küste entlang und machen dann einen Abstecher zu den Resten der Abtei Santa Maria del Patire. Nachmittags unternehmen wir einen Spaziergang durch Rossano und übernachten erneut bei einem Agritourismo. Diesmal ist eine Tierklinik integriert und es gibt einiges an Vierbeinern. Leider war das laute Krähen der Zweibeiner dem Schlaf nicht unbedingt zuträglich.


Scoglio dell‘ Incudine


Santa Maria del Patire

Die einztige Abtei Santa Maria del Patire wurde in romanischem Stil erbraut. Heute sind nur noch Reste übrig. In der erhaltenen Kirche gibt es noch Teile vom Mosaikfußboden zu sehen und gibt einen herrlichen Ausblick über den Küstenstreifen, den wir morgens entlang gefahren sind.


Rossano

Da es eigentlich immer langweilig ist, den gleichen Weg zurückzufahren, den man gekommen ist, entschließen wir uns von Santa Maria del Patire aus weiter den Berg hinauf zu fahten und dann auf eine Nebenstraße nach Rossano abzubiegen. Dieser Entschluss brachte viel Spanung mit sich. Obwohl der Weg weiter bergan genauso ausgewiesen war, wie das Stück, das wir schon zurückgelegt hatten, merkte man sehr deutlich, dass der weitere Verlauf ab Santa Maria del Patire nur selten benutzt wird. Vielerorts, war die Straße nur halbseitig befahrbar, weil auf der anderen Hälfte Äste, Baumfrüchte oder auch Steine lagen. Die SP188 nach Rossano war dann in ganzen Bereichen so schmal, dass man sie getrost als einspurig bezeichnen kann.

Rossano haben wir – wahrschienlich auch wegen der Uhrzeit am Samstag Nachmittag – geschlossen angetroffen. Sehr zum Leidwesen meiner Frau mussten wir dann auch noch feststellen, dass die in den Reisebeschreibungen angeführte Lakritzherstellung nicht in Rossano selbst, sondern in einem Teilort an der Küste zu finden ist.


Tag 16: wenig spektakuläre Kaps

Eigentlich haben die vielen Capo’s und Landspitzen die Erwarung geweckt, auf spektakuläre Aussichten zu stoßen. Dem war aber nicht unbedingt so. Der Spaziergang zur Landspitze bei Oliveto führte nach längerem Weg nur zu einer Aussicht auf einen breiten, nicht unbedingt sauberen Sandstrand und das Capo Rizzuto war auch nicht wirklich fotogen.

Das Capo Colonna mit der einzigen noch stehenden Säule eines griechischen Tempels und den Ausgrabungsfeldern entschädigte da schon etwas. In Le Castella war dann am Sonntag nachmittag richtig was los. Es waren viele Menschen unterwegs, es gab wohl einige Kommunionfeiern und auf dem Wasser machten zwei Jetskis durch hochspritzende Fontainen und waghalsige Manöver auf sich aufmerksam.


Capo Colonna


Le Castella


Tag 17:
Glanz und Zerfall in der Hauptstadt Kalabriens und frühe Zeichen der Christenheit

Cantanzaro ist die Hauptstadt Kalabriens. Hier liegen – wie so oft in Süditalien – Glanz und Zerfall dicht zusammen. Das Bild, das die „Cattedrale metropolitana di Santa Maria Assunta“ bei unserem Besuch abgibt, hat nichts mit dem zu tun, was bei Wikipedia zu finden ist. Es gleicht eher einem Lehrstück: „Wie renaturiere ich einen Dom“.

Am Nachmittag besuchen wir dann noch die Cattolica di Stilo, eine byzantinische Kapelle aus dem 10ten Jahrhundert. Hier gibt es der Einfachheit halber nur digitale Eintrittskarten, die man online erweben muss. Dass es dann zwei Personen braucht, eine, die freundlich durch den komplizierten Bestellprozess hilft, und eine, die die Karte dannn kontrolliert, wirkt irgendwie symptomatisch und auch ein bisschen wie ein Satire.

An diesem Tag übernachten wir zusammen mit zwei Wohnmobilen dirket am Strand.


Cantanzaro


Cattolica di Stilo


Blick aus dem Wohnzimmerfenster


Tag 18: ganz im Süden

An diesem Tag umrunden wir die Südspitze Italiens. Nach einer Besichtigung von Gerace machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Pentedattilo, einem kleinen Ort, der nach einem Erdbeben fast ganz aufgegeben wurde. Heute sind nur wenige Häuser renoviert und vor allem durch Künstler bewohnt. Wir übernachten in der Nähe von Lazzaro am Lido Malara mit Aussicht auf Sizilien.


Gerace

Wie viele sehenswerte Orte Italiens auch liegt Gerace mit seinen verwinkelten Gassen, den vielen Kirchen und der mächtigen Kathedrale, die so gar nicht mehr zur heutigen Größe passt auf einem Hügel mit steilen Hängen. Dumm nur, dass der Weg vom relativ ortsnahen Parkplatz hoch zur Stadt wegen Bauarbeiten gesperrt war und wir daher auf dem offiziellen Busparkplatz weit weg parken und den ganzen Weg mit heftiger Steigung hinauf laufen mussten. Interessant ist auch, dass am Ende des Parkplatzes vor wohl nicht allzu langer Zeit ein komfortabler Wohnmobilstellplatz mit gigantischer Aussicht angelegt wurde, der heute aber schon wieder renaturiert und nicht mehr nutzbar ist.


Pentedattilo

Das kleine Berdorf Pentedattilo wurde wohl schon 600 Jahre vor Christus von den Griechen gegründet. Im Jahr 1783 sorgte ein Erdbeben für erhebliche Schäden. Danach wurde die Siedlung fast ganz aufgegeben und war zwischen 1960 und 1980 unbewohnt. Heute sind einige wenige Häuser wieder saniert und werden vor allem von Künstlern bewohnt.

An diesem Nachmittag wurden wir unmittelbar am „Eingang“ des Ortes von einem sehr freundlichen Menschen begrüßt, der uns in Italienisch, Englisch und mit ganz vielen Gesten etwas zur Geschichte und zu den Auswirkungen des Erdbebens erzählte. Im hübsch aussehenden Verkaufsraum gab es dann Produkte der Region und attraktiv gestaltete Souveniers.


Übernachtungsplatz mit Aussicht auf Sizilien


Süditalien 2023 die Route

Teil 1: nach Süden bis zum Absatz

Teil 2: an der Stiefelsole entlang bis zur Straße von Messina

Teil 3: im Zickzack wieder in heimische Gefilde