Teil 2: Hinterland der Côte d’Azur
Tag 10: Museumsbesuch und tiefe Schluchten
An diesem Morgen liegt dichter Nebel über dem Tal und den Weinbergern. Dies stört uns aber nicht so sehr, da zunächst ein Museumsbesuch vorgesehen ist. Im Musée du Tire-Bouchon dem – Korkenziehermuseum – kann man sehr gut nachverfolgen, mit welcher Kreativität sich der moderne Mensch dem Öffnen verkorkter Flaschen aller Art gewidmet hat.
Nach dem Museumsbesuch führt uns der Weg stringent nach Osten. MIttagspause machen wir erzwungenermaßen in Villneuve auf dem Stellplatz. Eigentlich wollten wir hier nur die Ver- und Entsorgung nutzen, allerdings benötigen manche Wohnmobilisten hierzu soviel Zeit, dass es uns für die gesamte Mittagspause reicht.
Weiter geht es durch das Lavendel-Anbaugebiet zwischen Valensol und Puimoisson. Auch wenn die Gegend ohne Lavendelblüten nicht so spektakulär aussieht wie auf vielen Kalenderbildern, prägen sich die schier unendlichen Planzenreihen, die gerade Linien in eine geschwungene Landschaft voller kleiner Hügel zeichnen, doch ein und sorgen für ein besonderes Ambiente.
Den Besuch des interessanten Ortes Moustiers-Sainte-Marie, heben wir uns angesichts des heutigen Ziels und der schon fortgeschrittenen Zeit für den Rückweg auf, wobei ein Bild einfach sein musste. Die sehr kurvenreiche Straße nach La Palud-sur-Verdon mit ihren herrlichen Ausblicken auf den Lac de Sainte-Croix vermittelt einen ersten Eindruck von der herrlichen Landschaft, durch die wir in den Folgetagen bummeln werden.
Route des Crêtes
Wir beschließen noch an diesem Abend die Schleife der Route des Crêtes mit ihren vielen atemberaubenden Aussichtspunkten zu fahren und entschließen uns dann, auf dem Parkplatz südlich von La Palud-sur-Verdon zu übernachten, da der Campingplatz am Ort nicht wirklich einladend aussieht.
Aus fotografischer Sicht entsteht an dieser Stelle eine große Herausforderung, denn die vielen tollen Eindrück an diesem und den nächsten Tagen führten zu einer Fülle von Bildern, in denen graue Felsen, weite Landschlaften und tiefe Schluchten dominieren. Irgendwie sehen diese Bilder im Nachhinein betrachtet dann alle sehr ähnlich aus. Hinzu kommt gerade an diesem Abend bei tiefstehender Sonne das tolle Spiel aus tiefen Schatten und hellen Felsen, das auch eine moderne Digitalkamera an die Grenzen des Möglichen bringt. Ich hoffe, es ist mir mit der Bildauswahl gelungen, beide Herausforderungen einigermaßen zu meistern.
Tag 11: Wandern durch Tunnel, einsame Seen und interessante Dörfer
Tunnelwanderung
Der erste Halt des Tages ist nur wenige Kilometer vom Übernachtungsort entfernt. An der Aussichtsplattform des Point Sublime, die gar nicht so einfach zu finden ist, kan man von weit oben einen Blick auf den Zusammenfluss von Bau und Verdon werfen. Wie wir von hier aus sehen, sind noch einige Parkplätze am Ende der D23a frei. Von hier aus starten wir eine kleine Wanderung der besonderen Art. Es geht fast auf Flussniveau am Verdon entlang durch mehrere Tunnel. Da diese zum Teil gebogen, zum Teil recht lang sind, wird es zwischendrinn stockdunkel. So laufen wir direkt unterhalb der Aussichtspunkte der Route des Grêtes entlang, ohne dass wir diese über uns sehen können. Als der Weg dann über abschüssiges Geröll führt, kehren wir um.
Einsamer Stausee
Nach unsererm kurzen Wanderabenteuer fahren wir auf der Nordseite des Verdon weiter und landen zur Mittagspause am Lac de Chaudanne, einem der kleineren angestauten Seen. Die Oberfläche des türkisfarbenen Wassers ist so ruhig, dass sich das gegenüberliegende Ufer spiegelt. In der ganzen Zeit, in der wir in der Nähe eines bereits geschlossenen Strandbades stehen, kommen gerade mal zwei Autos vorbei. Auf der Weiterfahrt erfahren wir dann auch warum: die Staße führt über schmale Serpetinen steil aus dem Tal heraus. Zwar sind die Kurven noch so weit, dass sie ohne Rangieren zu durchfahren sind, kommt aber jemand entgegen, muss man zunächst eine Ausweichstelle ausmachen und sich dann auch noch darauf einigen, wer bis dahin rückwärts fährt.
Entrevaux
Nachdem wir uns zunächst bergauf und dann wieder bergab geschlängelt haben, geht es am Ostufer des Lac de Castillon entlang und anschließend weiter nach Entrevaux. Entrevaux liegt am Fluss Var, der bereits nicht mehr zum Einzugsgebiet des Verdon gehört, sondern bei Nizza ins Mittelmeer mündet. Der Ort besticht durch den historischen Ortskern und die Befestigungsmauer mit mehreren erhaltenen Toren. Hoch über dem Ort thront eine Zitadelle am Berghang. Die Befestigungen wurden von Vauban im Auftrag Königs Ludwig XIV verstärkt.
Obwohl es auf dem am Bahnhof gelegenen Parkplatz ausgewiesene Stellplätze gibt, wirkt hier alles etwas ungemütlich und so beschließen wir, zurückzufahren und in Annot zu übernachten.
Tag 12: Am Südufer zurück
zurück bis Castellane
Nach dem Abstecher nach Entrevaux vom Vortag fahren wir zunächst wieder die gleiche Strecke zurück. Wieder geht es am Ufer des Lac du Castillon vorbei, diesmal jedoch über die Staumauer, bis nach Castellane. Hier merkt man sehr deutlich, dass die Saison pünktlich mit dem 30. September zu Ende ging. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort mit der römischen Brücke und der auf einem Felsen gelegenen Kapelle Notre Dame du Roc decken wir uns auf dem Markt noch mit regionalen Spezialitäten ein.
Südufer
Etwas südwestlich von Castellane geht es über eine unscheinbare Brücke an das andere Ufer des Verdon. Wir folgen diesem auf der Südseite bis zur Einmündung in den Lac de Sainte-Croix. Auf diesem Weg kommen wir wieder an Aussichtspunkten mit atemberaubendem Blick vorbei, passieren die Felsgallerie, die wir bereits von der anderen Seite des Tals aus bestaunt haben und werfen auch einen Blick auf die bunten Dächer der Türmchen des Schlosses von Aiguines. Wir machen noch einen kurzen Abstecher nach Moustiers-Saint-Marie, das wir auf der Herfahrt ja im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen hatten.
Moustiers-Saint-Marie
Auch über dem pitoresken und lebhaften Moustiers-Saint-Marie thront eine Felsenkapelle. Als Besonderheit ist über das Tal eine Kette gespannt, an der ein goldener fünfzackiger Stern hängt, der an diesem Nachmittag in der bereits recht tief stehenden Sonne glänzt. Um diesen Stern ranken sich etliche Legenden, er soll ursprünglich von einem glücklich zurückgekehrten Kreuzritter aufgehängt worden sein. Der Ort ist auch jetzt noch belebt und die kleinen Geschäfte, die Wasserfälle sowie Gassen und Plätze verleihen dem Ganzen einen besonderen Charme.
Abendspaziergang am See
Wir beschließen zum Übernachten an den See zurückzufahren und verbringen die Nacht zusammen mit etlichen anderen Wohnmobilisten auf einem Schotterplatz außerhalb von Les Salles-sur-Verdon. Hier steht alles im Zeichen der Vorbereitung zur Sportveranstaltung „Nature Man“ – einem hier offensichtlich bekannten Triatlon – der am folgenden Wochenende stattfinden soll. Unser Abendspaziergang führt uns bei untergehender Sonne durch den Ort und am jetzt breiten Kiesufer des Sees entlang, und natürlich erkunden wir zumindest einen Teil der Laufstrecke.
Tag 13: Tagesetappe mit Kurort
Obwohl Bauduen genau wie unser Übernachtungsort direkt am Seeufer liegt, muss man einen ganz schön weiten Umweg fahren, denn es gibt keine direkte Verbindungsstraße. Leider hat man in Bauduen kein Herz für Wohnmobilisten. Dabei handelt es sich um eine durchaus sehenswerte Ortschaft, mit kleinen und steilen malerischen Gassen, einem sehr schönen Ausblick über den See, einer Uferpromenade und einem weitläufigen Zugang zum Wasser. Wir fahren weiter an das gegenüberliegende Ufer, blicken zurück auf Bauduen und genießen noch einmal die Spiegelungen des Lac de Sainte-Croix im Sonnenschein.
Allemagne-en-Provence
Eigentlich wollten wir uns in Riez noch die römischen Überreste und das Baptisterium ansehen, aber der Stellplatz liegt weit außerhalb und ist immer für 24 Stunden zu bezahlen, so fahren wir weiter nach Allemagne-en-Provence. Leider sind das Schloss und die umliegenden Anlagen nur noch in wenige Zeitabschnitten in der Woche und mit Führung zu besichtigen. So bleibt es bei der Mittagsrast unter schattigen Platanen.
Gréoux-les-Bains
Dass Gréoux-les-Bains ein Kurort ist, merkt man sofort und das nicht nur am Kurpark. Die Altsstadt ist ebenfalls interessant, wenn auch das über dem Ort gelegene Templer Schloss nicht zu besuchen ist. Auch der schön angelegte Spazierweg am Ufer des Verdon passen ins Bild der Badestadt.
Quinson
Bei Quinson verbreitert sich der Flusslauf des Verdon zu einem kleinen See. Zudem gibt es hier ein prähistorisches Museum. Der Ort selbst ist klein und beschaulich, bietet aber einige sehenswerte Ecken. Wir übernachten beim Parkplatz des Museums auf einem Platz, der zu Hochzeiten wohl als Ausweichparkplatz für Busse dient.
Tag 14: Uferwanderung, Wasserfälle und Wohnhöhlen
Wanderung am Ufer des Verdon
Von Quinson aus gibt es die Möglichkeit, ein Stück weit am Verdon entlang zu wandern. Der Weg führt teilweise über die Mauern, teilweise auch durch einen alten offenen Wasserkanal, mit dem Aix-en_Provence vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1970 mit Wasser versorg wurde. Da wir relativ früh an sind, ist das Wasser spiegelglatt und durch die auf das gegenübeliegende Ufer fallende Sonne, gibt es herrliche Spiegelungen. Auf dem Rückweg hat sich die Situation nicht nur durch die höher stehende Sonne, sondern auch durch die kleinen Elektroboote, die auf dem Fluss unterwegs sind völlig geändert.
Cascade de Sillans
Nach dem Mittagsessen machen wir uns auf den Weg zur Cascade de Sillans. Eigentlich ein sehenswerter Wasserfall. Allerdings ist der Fußweg recht weit und die vielen Zäune, die wohl Besucher davon abhalten sollen, an das Becken unterhalb des Wasserfalls zu gelangen, sind sehr störend und erinnern eher an eine Befestigungsanlage.
Cortignac
Das besondere an Cotignac sind die Wohnhöhlen, die in der Felswand oberhalb des Ortes zu finden sind. Allerdings ist auch der Ort selbst recht hübsch. Der Dorfplatz unter großen schattenspendenden Platanen und den vielen Stühlen und Tischen der Gastronomie könnte tatsächlich Grundlage jeden Gemäldes werden und sucht auch im Süden Frankreich seinesgleichen.
Obwohl es auf dem Parkplatz in Cortignac durchaus möglich gewesen wäre, übernachten wir auf dem Stellplatz in Salernes. Dieser liegt in der Nähe des Keramikmuseums und ist auch nachts relativ laut, obwohl alle umliegenden Straßen eigentlich Ortsstraßen sind.
Tag 15: Bilderbuchort und Grotten
Wir starten an diesem Tag in Carcès. Obwohl der Ort durchaus sehenswert ist, gibt es wenig Bilder, denn wir sind auf dem großen Markt, der heute stattfindet, zu sehr damit beschäftigt, leckere Sachen einzukaufen.
Die zweite Station des Tages ist Tourtour. Das Dorf mit dem einprägsamen Namen wird vielfach als eines der schönsten Dörfer Frankreichs gelobt. Tatsächlich hat es alles, was man sich als Tourist so von einem Traumdorf wünschen kann. Die Lage auf dem Hügel sorgt für eine wunderbare Fernsicht und es gibt malerische Gassen mit verträumten Winkeln, Künstleratelliers sowie einen schönen Dorfplatz mit Restaurants.
Tourtour
Villecroze
Auch in Villecroze gibt es Wohnhöhlen. Diese wurden aber nicht dauerhaft bewohnt, sondern sind als Rückzugsorte bei kämpferischen Auseinandersetzungen ausgelegt. Der weiter innen liegende Teil entspricht auch eher einer Tropfsteinhöhle. Heute sind die Grottes de Villecroze in einen Parkt integriert, der an diesem Samstag intensiv als Ausflugsort genutzt wird.
Auch der alte Ortskren von Villecroze hat, obwohl sehr überschaubar, einige sehenswert Ecken.
Zum Übernachten fahren wir zurück nach Quinson.
Tag 16: erste Etappe der Rückreise
Manosque ist sicher eine interessante Kleinstadt. An diesem Sonntagmorgen herrscht allerdings nur im Randbereich, wo die Kaffees und Bars anzutreffen sind, Betriebsamkeit. Der Stadtkern mit seinen Straßen und Plätzen ist dagegen verlassen und weitgehend menschenleer, so dass die Atmosphäre wenig anheimelnd ist.
Manosque
Les Mées
Unsere Mittagspause machen wir in Les Mées direkt unterhalb der Felsformation Les Pénitents , die zumindest zum Teil von der Form her an eine Gruppe von Mönchen in Kutten erinnert. Der Legende nach wurden diese Ordensbrüder weil sie den Mädchen nachstellten zur Strafe vom hl. Donatus an Ort und Stelle versteinert, so dass sie hier noch heute Buße tun.
Sisteron
Im Gegensatz zu Manosque steppt in Sisteron, dem nächsten Halt unserer Tagestour, regelrecht der Bär. Auf dem Marktplatz ist ein Messezelt aufgestellt und wir haben Glück, dass wir noch zum Parkplatz am Friedhof fahren können, den fast unmittelbar hinter uns wird die Straße als Zuschauerraum für ein Open Air Konzert gesperrt.
Wir nutzen den Rest des Tages noch, um etwas weiter nach Norden zu fahren. Als wir den Stellplatz in Lus-la-Croix-Haute erreichen, können wir zusehen, wie die Wolken die rundum liegenden Berge einhüllen. Die Nacht wird dann extrem windig und die Temperatur sinkt hier auf ca. 1.000m Höhe auf gerade mal 5°C.
Lus-la-Croix-Haute
Provence die Route
Teil 1: Provence
Teil 2: Hinterland der Côte d’Azur