Teil 1: Provence

Tag 1: Zwischenstopp im Elsaß

Da das Wetter an diesem Samstag auch im „Norden“ noch sehr schön ist, beschließen wir die Tour gemütlich anzugehen. Wir starten relativ spät und bummeln mit Zwischenstopps in Neuf-Brisach und Altkirch noch etwas durchs südliche Elsaß. Die Tagesetappe endet in Belfort.

Neuf-Brisach

Der als Muster einer Festungsstadt nach Plänen von Vauban erbaute Ort hat etwas Besonderes. Er ist völlig symetrisch als Achteck angelegt und die Straßen erzeugen ein Schachbrettmuster. Die riesigen Maueranlagen mit den vorgelagerten Gräben und die langgestreckten Kasernengebäude wirken wie aus der Zeit gefallen. Obwohl an diesem Samstagnachmittag nicht viel los ist, zeigen viele liebevoll geschmückte Häuser und die rundum ausgestellten Kunstwerke, dass das Dorf mit knapp 2000 Einwohnern im Kern sehr lebendig ist.



Altkirch

Da wir noch Zeit haben, fahren wir auf Nebenstraßen weiter. Obwohl es hier wegen der vielen Kurven und 30er-Zonen wirklich nur sehr langsam weitergeht, lohnt sich der Weg durchaus. Nach einem kurzen Spaziergang durch Altkirch, kurven wir weiter zum Stallplatz in Belfort.


Tag 2: auf nach Süden

Da der Wetterbericht für den ganzen Tag Regen vorhergesagt hat, ist dieser Tag von Anfang an als Reisetag geplant. Allerdings bleibt es dann doch tagsüber trocken. Erst als wir in der Nähe von Montélimar ankommen, beginnt es heftig zu regnen. Der Regen trommelt dann die ganze Nacht durch aufs Dach. Auch in den kurzen Regenpausen bleibt die Geräuschkulisse erhalten, denn wir stehen unter großen Bäumen auf einem ehemaligen Campingplatz in Le Teil, das am anderen Rhôneufer gegenüber von Montélimar liegt.


Tag 3: vier pitoreske Ortschaften zum Auftakt

Am Morgen ist außer nassen Straßen vom Regen der Nacht nichts mehr zu bemerken. Bei blauem Himmel fahren wir über die schmale südlich von Montélimar gelegenen Hängebrücke und danach weiter nach La Garde-Adéhmar, Gignan und Nyons. Wir übernachten auf dem Stellplatz von Mirabel-aux-Baronnies.


La Garde-Adéhmar

La Garde-Adéhmar ist ein kleines beschauliches Dorf, das in der Hauptsaison wohl viele Besucher zu verzeichnen hat. Bei unserem Besuch sind die Straßen eher leer, was eine ganz besondere Atmosphäre schafft. Zudem ist der Blick über das Rhôhnetal wirklich einzigartig.


Grignan

Im Ort Grignan fällt vor allem die Anordnung der Gebäude auf. So ist die Schlossterasse auf das Dach der Kirche gebaut. Wohl eine absichtliche Provokation, die zeigen sollte, wer das Sagen hat. Schloss und Häuser nutzen vielfach den felsigen Untergrund, dessen Muster eindeutig die Spuren der Zeit widerspiegeln.


Nyons

Nyons hat wegen seiner Lage zwischen den Bergen ein besonderes Klima und wird auch als „Klein-Nizza“ bezeichnet. Bekannt ist es vor allem für die Produktion von Olivenöl. In der Gegend wird – wie sollte es auch anders sein – zudem Wein angebaut.


Mirabel-aux-Baronnies

Dass wir überhaupt nach Mirabel-aux-Baronnies weiterfahren, hat viel damit zu tun, dass im Reiseführer ein nachts lila angestrahlter Kirchturm als abschreckendes Beispiel moderner Beleuchtung genannt wird. Leider fällt das Schauspiel aus. Aber wir finden neben der normalen Beleuchtung wenigstens ein uriges Dorf, das wir mit einem Spaziergang erkunden. Im kleinen Supermarkt decken wir uns auch noch mit lokalen Produkten – vor allem Wein – ein.


Tag 4: berühmte Orte Berühmter Wein

Orange

Erstes Tagesziel ist Orange eine der größeren Städte der Region aber vor allem bekannt wegen seines Triumpfbogens und seines Amphitheaters aus der Römerzeit. Da es offensichtlich nicht einfachist, ein Wohnmobil in Stadtnähe abzustellen. Entschließen wir uns dazu, den Parc de la Colline Saint-Eutrope anzufahren. Dieser liegt auf einem Hügel südlich des Stadtzentrums und wird sicherlich am Wochenende und in der Hauptsaison stark frequentiert. Jetzt aber ist es hier ziemlich ruhig und außer Joggern und Hundehaltern tummelt sich hier kaum jemand. Es bietet sich eine sehr schöne Aussicht auf die umliegenden Berge und in das Innere des Amphietheaters. Dies entschädigt allemal für den steilen und etwas beschwerlichen Abstieg in die Stadt.


Châteauxneuf-du-Pape

Der Name Châteauxneuf-du-Pape ist wohl in aller Welt bekannt und wird wohl in der Regel mit hochpreisigem Wein in Verbindung gebracht. So ist auch das ganze Dorf auf Tourismus und den Weinverkauf ausgerichtet. Von den Schlossruinen aus hat man allerdings einen Sagenhaften Rundumblick. Zum einen über die Weinanbauflächen und zum anderen über das Tal der Rhône. Mich haben vor allem die klein gehaltenen Weinstöcke fasziniert. Die kurzen Pflanzen mit ihren knorrigen Stämmen und den hellen Steinen zwischen den Reihen haben zumindest aus der richtigen Perspektive heraus etwas gnomenhaftes.


Carpentras

Carpentras ist, obwohl nur wenig kleiner als Orange, weitaus weniger bekannt. Hier ist die älteste Synagoge Frankreichs zu finden. Sehr viel neuer ist die Passage Boyer. Diese belegt aber eindeutig, dass es nicht ausreicht eine Gasse mit Glas zu überdachen, um daraus eine attraktive Einkaufsmeile zu machen.


Beaumes-de-Venise

In Beaumes-de-Venise fallen die auf oberhalb des Ortes gelegenen Schlossruinen sofort auf. Zumal diese mit ihren rötlichen Grundfarben an diesem Abend im Licht der tiefstehenden Sonne geradzu glühen. Leider führt der schmale Fußweg, den wir auf unserer Karte ausmachen hinter den Ruinen vorbei, so dass wir nur sehr punktuell Ort und Ausblick von oben bewundern können. Wir übernachten mit zwei anderen Wohnmobilisten auf dem großen Parkplatz mitten im Ort.


Tag 5: Felsspitzen und Ortschaften mit römischen Wurzeln

Dentelles de Montmirail

Bei den Dentelles de Montmirail handelt es sich um Bergkämme, die schroff aus der Landschaft herausragen. Das Wort Dentelle wird dabei auch für die Spitzen beim Häkeln oder Klöppeln benutzt. Ähnlich wie bei diesen Mustern gibt es in den Felsformationen häufig fensterartige Ausbrüche. Wir umrunden die Region mit den Dentelles an diesem Tag. Bei noch trübem Himmel geht es zunächst in einem kurzen Abstecher nach Suzette. Danach fahren wir nach Gigondas, einem Tourismusort mit sehr steilen Gassen. Hinter Gigondas folgen wir noch der Rote des Florets bis an das Ende des Tals und wandern von dort ein kurzes Stück den Berg hinauf zum Col Cayron.

Suzette

Gigondas

Col Cayron


Vaison-la-Romain

Vaison-la-Romaine liegt beiderseits der Ouèze an einer Kreuzung antiker römischer Straßen. In der Römerzeit gabe es mit ca. 10.000 Einwohner mehr Bewohner als heute. Warzeichen ist die ebenfalls aus dieser Zeit stammende Brücke über den Fluss. Das Amphitheater bot Platz für 5.000 bis 6.000 Zuschauer und wird auch heute noch als Theater genutzt. Die Kathedrale Notre-Dame de Nazareth ist auf den Fundamenten eines römischen Tempels errichtet. Hier ist auch der angrenzende Kreuzgang sehenswert.

Wir spazieren zunächst durch die Cité Médiévale südlich der Ouèze, überqueren dann die antike Brücke und sehen uns den aktiven Ortskern an. Dann geht es an den Ausgrabungen und der Kathedrale vorbei wieder zurück zum Wohnmobil.

Wir übernachten in Le Barroux auf einem schön angelegten Platz für wenige Mobile. Die Zufahrt gestaltet sich etwas schwierig, da uns unser Navi getreu dem Motto „im Urlaub solltest du jeden Orstkern gesehen haben“ zu früh von der Hauptstrecke herunterlotst und dann viele Straßen weil zu schmal oder zu steil gesperrt sind. Der Ort ist sehr urig, es ist aber so gut wie nichts los.


Tag 6: Berge, Schluchten und malerische Orte

Mont Ventoux

Unser erstes Tagesziel ist der Mont Ventoux. Von Süden aus betrachtet sieht es so aus, als ob auf dem 1900m hohen Berg auch jetzt noch Schnee liegt. Das täuscht aber, denn es handelt sich einfach nur um sehr helle, fast weiße Felsen und Geröll. Bei unserer Zufahrt wird trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit und der frühern Vormittagsstunden schnell klar, dass offensichtlich jeder, der sein Fahrrad nicht nur zum Sonntagsausflug nutzt, sich hier einmal hochgequält haben muss. Dies ist offensichtlich so begehrt, dass ca. 200m unterhalb des Gipfels Fotografen Station bezogen haben, die nette Bilder von schmerzverzerrten Gesichtern auf zwei Rädern machen, um diese dann anschließend zu verkaufen. An diesem Morgen sind selbige Herren allerdings dick eingepackt, denn an dieser Stelle liegt die Grenze zur Wolkendecke, die den Gipfel bei nur 2°C in Neblschwaden einhüllt.


Gorges de la Nesque

Auf unserem weiteren Weg fahren wir zunächst zur Ver- und Entsorgung nach Sault. Hier können wir die Anmerkungen des Reiseführers nur bestätigen, offensichtlich hat man sich in der Gemeinde gründlich überlegt, welches der hässlichste Schotterplatz am Ort ist und diesen dann zum Stellplatz gemacht. Nach einem kurzen Einkaufsbummel fahren wir weiter in die Gorges de la Nesque. Der Ausblick in Schluchten und zurück auf den Mont Ventoux sind klasse. Besonderes Highlight ist aber ein Wildschwein, das wenig menschenscheu jeden um etwas Essbares anbettelt.


Venasque

Das kleine Dorf Venasque war früher mal Bischofssitz, was man heute kaum mehr glauben kann. Das sogenannte Baptisterium wurde lange Zeit auf das 6. Jahrhundert datiert und wäre damit einer der ältesten Kirchenbauten in Frankreichs. Dass diese Datierung wohl nicht zu halten ist und dass es sich wahrscheinlich nicht um eine Taufkapelle sondern um ein Grabmal handelt, hat sich aber noch nicht bis Venasque herumgesprochen. Die Beschreibungen und Erklärungen in der Ausstellung schweigen die Tatsache einfach tot.


Pernes-les-Fontaines

Unser Ziel ist an diesem Tag Pernes-les-Fontaines, wo wir an diesem Abend zusammen mit drei weiteren Fahrzeugen auf einem Parkplatz vor Wassergraben und Stadtmauer übernachten. Der Namensbestandteil „Les Fontaines“ ist auf die vielen Brunnen zurückzuführen. Laut Reiseführer sind es mehr als 30 in einem im lokalen Souveniergeschäft angebotenen „Brunnenführer“ werden sogar mehr als 40 Brunnen angeführt. Wir haben bei unserem Spaziergang sicher irgendwann aufgehört zu zählen und sicher nicht alle gesehen. Interessant sind auch die Stadtbefestigung und die Stadt an sich. Auch die urige Holzofenbäckrei in der Rue de la République 51 mit ihrer Einrichtung, die völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint, sollte man sich anschauen, zumal das Baguette richtig lecker ist.


Tag 7: Wasserräder, Steinhaufen als Häuser und Farben in der Abenddämmerung

Isle-sur-la-Sorgue

Unser erstes Etappenziel an diesem Tag ist Isle-sur-la-Sorgue. Die Stadt leigt in einem ehemaligen Sumpfgebiet, das durch viele Kanäle trockengelegt wurde. So sind Kanäle, Wasserläufe und Wasserräder überall präsent und bestimmen das Stadtbild. Den Empfehlungen folgend, haben wir den Stellplatz am Bahnhof als Ziel einprogrammiert. Angesichts des stockenden Verkehrs dauert es eine ganze Weile bis wir auf einer geschotterten Brachfläche ankommen, die bereits völlig überfüllt ist. Es gibt zwar noch Hinweise auf weitere Parkplätze, diese sind aber trotz gegenteiligen Angaben weit weg vom Schuss und zum Teil acuh noch für Wohnmobile gesperrt. Mit etwas Glück landen wir schlussendlich auf einem wenig genutzten Platz in einem Wohnviertel in unmittelbarer Nähe zum Ufer der Sorgue.


Village des Bories

Bories sind einfache Steinhäuser, die aus geschichteten Steinplatten ohne Mörtel errichtet wurden. Im Village des Bories sind etwa 20 von ihnen erhalten. Um als Wohnmobilist hierher zu gelangen muss man einigermaßen gut zu Fuß sein, denn der Parkplatz für Wohnmobile ist etwa 2km von der Ausstellung entfernt. Obwohl die Straße an manchen Stellen eng ist, wäre es sicher möglich auch den Parkplatz am Eingang anzufahren, was aber nur PKWs gestattet ist. Die Häuser ansich sind interessant, auch wenn es einem heute extrem schwerfällt, sich vorzustellen, dass hier Menschen und Vieh auf engstem Raum „gewohnt“ haben.


Roussillon

Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz außerhalb von Roussillon. Hier bringen wir uns für den Besuch des Ockerbruchs am Folgetag in Stellung. Wir nutzen die Zeit für einen Spaziergang durch den Ort, wobei die Farben der Umgebung bei tiefstehender Sonne richtig zur Geltung kommen.


Tag 8: Farben satt

An diesem Tag besuchen wir glecih zwei Ockerbrüche. Im Ockerbruch in Roussillon überwiegen rötlich-braune Farbtöne, die im Spiel zwischen noch niedrig stehender Sonne und den langen Schlagschatten wirklich verzaubern können.
Mit einem kleinen Abstecher zur historischen Brücke über den Coulon, fahren wir dann zum Ockerbruch nach Rustrel. Hier begegnen uns auf einem weitläufigen Rundweg wüstenähnliche Abschnitte mit heller Grundtönung sowie bizarre Formen, bei denen wieder die typischen Ockertöne dominieren.

Ockerbruch in Roussillon


Brücke über den Coulon


Ockerbruch bei Rustrel


Zur Übernachtung fahren wir nach einem kurzen Zwischenstopp in Simiane auf den Stellplatz von Banon. Hier gibt es sogar kostenlos Strom, allerdings nur solange die Straßenbeleuchtung an ist, denn die Steckdosen sind am Mast der Lampen angebracht. Wir stellen uns auf den letzen regulären freien Platz und wundern uns, dass auch auf der Wiese unterhalb des Platzes kleiner Fahrzeuge stehen. Nach und nach wird die Wiese immer voller und auch der oberhalb gelgene Platz, den ich eher für einen Boulplatz gehalten hätte, wird vollgestellt. Bei unserem Spaziergang durch den Ort sehen wir dann, dass auch der Marktplatz abgesperrt ist. HInweisschilder und Registrierungszelte weisen dann darauf hin, dass am nächsten Tag ein Radsportfest mit diversen Angeboten stattfindet.


Tag 9: Das Dorf Saignon und die enge Schlucht des Regalon

Es gelingt uns mit etwas Mühe Banon trotz der Veranstandung zu verlassen. Wir fahren auf sehr schmalen Straßen zu den Schluchten von Oppedette und dann weiter nach Apt. Wir haben am Sonntag zwar keine Mühe einen Parkplatz in Apt zu finden, lernen dann aber schnell, dass die Stadt Sonntags sehr auch sehr unattraktiv ist. Es sind kaum Menschen unterwegs und die Schafenster fast aller Geschäfte sind mit Rollläden und dichten Gittern verbarrikadiert. Also brechen wir relativ schnell wieder auf.

Saignon

Das Dorf Saignon liegt nur wenige Kilometer südlich von Apt. Auch hier herrscht Sonntagsruhe. Allerdings strahlt der Ort mit seinen verwinkelten Gassen, den begehbaren Burgruinen und seinem eher heimelichen Marktplatz etwas Gemütliches aus.


Gorges de Régalon

Nach dem Besuch von Saignon fahren wir weiter nach Süden bis wir in Lauris auf die Durance treffen. Weiter geht es an der Durance entlang nach Westen bis ein kleiner Wegweiser nach rechts auf den Parkplatz hinweist, von dem aus man in die Schlucht des Régalon gelangt. Diese wird als wohl engste Schlucht der Provence bezeichnet und es wird empfohlen den Rucksack nach vorne zu nehmen, um nicht hängen zu bleiben. Tatsächlich geht es unter Felsen hindurch in einen engen Felsspalt und der Weg ist mit einiger Kraxelei verbunden, allerdings wirkt alles weniger bedrohlich, als es die Bilder vermuten lassen.


Da es noch etwas früh ist, beschließen wir weiter zu fahren. Unser Ziel ist Ménerbes, das Luftlinie nicht weit entfernt ist. Da es aber keine Straßen durch den Petit Luberon gibt, müssen wir das Gebirge über Robion umrunden.


Provence die Route
Teil 1: Provence
Teil 2: Hinterland der Côte d’Azur